Bridezilla

Hochzeiten sind ne Sache für sich. Der schönste Tag im Leben des Brautpaars soll es werden. Dann kann man danach ja abdanken. Was nicht übertrieben wäre, so wie diese Hochzeitsvorbereitungen mittlerweile ausarten.

Denn poppt die Frage des Liebsten auf (und man sagt nach einem herzlichen “Meinst du das jetzt ernst?!” dann “Ja!”) fängt der Wahnsinn an. Ich kenne sie alle, amerikanische wie deutsche Hochzeitsblogs. Man lässt sich “Inspirieren” und klatscht den kompletten Pinterest-Account mit DIY-Ideen und Hochzeitskleidern zu. Denn am Anfang denkt man:

Doch dann:

Relativ einfach ist noch die Locationsuche, wenn man erstmal sein Budget beschränkt. Und wenn man erst 8 Monate vorher anfragt. Außerdem wollten der Lord und ich uns ein bisl treu bleiben. Klar, die Queen gehört ins Schloss, aber lässt sich eher von ner Bier-Flatrate in einem Brauhaus überzeugen.
Hat man Location&Termin, ist das wichtigste für uns Mädels ja das Kleid. Ich besuchte zufällig im November eine Brautmesse (als wir den Besuch für K. planten, wusste ich noch nicht, dass ich auch heirate). Natürlich schaute ich mich auch ein bisl nach Kleidern um. Ich wollte wat Schlichtes, ohne Schischi, ohne Perlen, ohne Glitzer. Als ich das an einem Stand erwähnte, sagte man mir, dass sowas in dieser Saison überhaupt nicht “in” sei und ich sowas nicht finden werden…

Doch hier lobe ich mir das Internet. Denn dadurch findet man kleine Ateliers, die auch für so Primeln wie mich was haben. Also weiter im Hochzeitsplanungsprogramm: DJ und Fotografin buchen, Location anzahlen, Einladungen drucken, Friseurtermin klarmachen…

…und Gästebuch, Sitzplan, Menükarten, Kirchenhefte, genauer Trauungsablauf, genereller Tagesablauf, Photobooth-Deko, Blumendeko und drei bazillionen Dinge, die wir wahrscheinlich vergessen. Wie soll man das alle in der kurzen Zeit schaffen, wenn man von diesen amerikanischen (und mittlerweile auch deutschen) Blogs total unrealistische Vorstellungen vermittelt bekommt (von wegen Disney)! Anfangs war deshalb die Reaktion auf das Thema (meist auf weiblicher Seite) sehr gepanikt.

Wenn man dann aber irgendwann mal in sich geht und drüber nachdenkt, um was es dabei eigentlich geht und was man wirklich will, legt sich der Stress. Ok, nicht so ganz, aber er wird minimiert, denn eigentlich hat man ja bis zum Tag X nichts wirklich erledigt, aber beim Lord und mir hat sich mittlerweile eine gewisse Chilligkeit bezüglich des Themas eingestellt…

Gespräche zu dem Thema laufen im Königreich jetzt so ab:
Queen: “Wir müssen noch Gastgeschenke machen!!!!”
Lord: “Aha”
Queen: “Wir hatten ja überlegt Säckchen mit SeedBombs zu machen. Dann müsste ich Säckchen nähen und wir müssten SeedBombs besorgen!”
Lord: “Wie teuer sind die SeedBombs?!”
Queen: “Zu teuer zum fertig bestellen. Können die aber auch selber machen, dann kostet es nur 70€!”
Lord: “Mhhmmh!” (Übersetzt: OK!)
Queen: “Wir können aber auch einfach nur Blumensamen kaufen, die sind billiger und wir sparen uns Arbeit!”
Lord: “Mhhhmhh!” (Übersetzt: OK!)
Queen: “Aber dann muss ich immer noch Säckchen nähen. Und es passt auch nicht wirklich zum Thema. Ach, wir brauchen keine Gastgeschenke!”
Lord: “Mhhhmhh!” (Übersetzt: OK!)

Und deshalb werden bei uns keine selbstgebastelten Pompons von der Decke hängen, es wird keine selbstgebackenen/marmeladeten/gebastelten/gestrickten Gastgeschenke geben, keine selbstgemachte Limonade in Einmachgläsern mit farblich passenden Strohhalmen, noch nicht mal Stuhlhussen. Dafür aber die beste Candybar ever (ich will hiermit natürlich keinen Druck aufbauen!) und ein gechilltes Brautpaar…

…und hoffentlich viel davon…

Denn mal ehrlich, klar wäre es mit dem ganzen Gedöns vielleicht noch schöner, aber der Lord und ich freuen uns einfach auf einen sonnigen (wieder kein Druck!) Tag mit unserer Family und mit unseren Freunden. Denn am Ende hören wir lieber den Spruch: “Geile Feier!” als “Naja, die Feier war eher langweilig, aber die Deko und der ganze Schisselameng war schön!”